Themenheft Bildungspolitik

Die Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn veröffentlicht regelmäßig Themenhefte über gesellschaftlich wichtige Felder, die in Schulen, anderen Bildungseinrichtungen, öffentlichen Bereichen und im Internet Interessierten zur Verfügung stehen. 

Das Themenheft "Bildungspolitik" aus dem Jahre 2009 erfasst hervorragend verschiedene Aspekte und Probleme des Bildungsbereichs im Zusammenhang mit politischen Fragestellungen. Herausragende Wissenschaftler und Fachleute beleuchten kritisch, wie Bildung von der Politik gefördert oder behindert wird, aber auch, was wir alle tun können, damit Bildung ein Erfolgsfaktor ist. Denn wir bestimmen gemeinsam die Politik! 

 

Dann können wir erreichen, was für uns alle am besten ist:

wie Prof. Allmendinger sagt,

der Staat wird ein befähigender und ermöglichender Staat!

 

Die Inhaltsübersicht und kurzen Zitate lassen schon erkennen, um welche Bereiche und Probleme es geht:


Jutta Allmendinger: Der Sozialstaat braucht zwei Beine

 

"Während der traditionelle Sozialstaat versucht, die Soziallage seiner Bürger durch Sozialtransfers zu beeinflussen und diese so vor dem Markt zu schützen, versucht der Sozialinvestitionsstaat seine Bürger zu stärkeren Akteuren im Markt selber zu machen. Der Bürger soll befähigt werden, (wieder) aktiv am Marktgeschehen teilzuhaben. Der Staat wird nicht mehr als Reparaturbetrieb, sondern als ein befähigender und ermöglichender Staat verstanden, der Vorsorge trifft, damit seine Bürger ein selbstbestimmtes Leben führen können. (...)

Der Entwurf eines Sozialinvestitionsstaates ist eng mit Ergebnissen der empirischen Bildungsforschung verbunden, durch die eindeutige Zusammenhänge zwischen Bildung und einer breiten Palette sozialstaatlich relevanter Bereiche belegt werden: Besser gebildete Menschen leben länger als weniger gebildete und zeigen eine höhere politische wie soziale Teilnahme; auch werden sie schneller und dauerhafter in den Arbeitsmarkt integriert, mit individuell höheren Wahlmöglichkeiten in der Berufs- und Erwerbskarriere sowie mit höheren Entfaltungs- und Entwicklungschancen am Arbeitsplatz; entsprechend hoch ist die Erwerbsbeteiligung gut Gebildeter, entsprechend niedrig das Risiko der Arbeitslosigkeit. Die empirische Forschung zeigt aber auch, wie gefährlich ein „Dritter Weg“ sein kann: Wegen der Verteilungswirkung von Bildung muss hinter einem sozialen Investitionsstaat immer eine Bildungspolitik stehen, die auf hohe Bildung für möglichst viele zielt. Niedrig Gebildeten fehlen aber die Grundlagen, Aktivierungsprogramme gehen an ihnen weitgehend vorbei, das Prinzip des Förderns und Forderns kann keine Wirkung zeigen. (...)

Moderne und erfolgreiche Wohlfahrtsstaaten lösen den Sozialstaat klassischer Prägung nicht ab, sie folgen nicht dem neoliberalen Ruf, staatliche Leistungen abzubauen, und sie beugen sich nicht einem dritten Weg, der nur auf soziale
Investitionen in das Humankapital der Bevölkerung zielt. Die leistungsfähigsten Länder setzen gleichermaßen auf den Bildungs- und den Sozialstaat, betonen die zukunftsorientierte Bildungs- und Wissenschaftsinvestition, setzen auf hohe Effektivität und Ergebnisgleichheit ihrer Bildungspolitik und betreiben eine engagierte Sozialpolitik. Sie stehen also mit beiden Beinen auf der Erde.

So ist die Gruppe der skandinavischen Länder außerordentlich stark, wenn es darum geht, ein hohes, von den meisten Bürgerinnen und Bürgern erreichtes Bildungsniveau mit einer hohen Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter zu verbinden. Dabei dürfte das eine das andere bedingen. Die in Finnland, Norwegen, Schweden oder Dänemark im internationalen Vergleich kurze Verweildauer in Arbeitslosigkeit bei – oder trotz – sehr hohen Lohnersatzleistungen zeigt: Programme der Aktivierung fruchten gerade dann, wenn man ein angemessenes Niveau von Bildung und Weiterbildung voraussetzen kann. Es wird breit gefördert und gesichert – und entsprechend kann dann auch gefordert werden.

(Zitate von S.3/4/5)


Dieter Lenzen:

Eine neue Chance für die Bildung?

 

"Das deutsche Bildungssystem steht vor der dritten Chance einer grundlegenden Reform seit der Gründung der Bundesrepublik.

Die erste Chance wurde im Juni 1947 durch den Alliierten Kontrollrat in der Direktive Nr. 54 angelegt:
Sie enthielt im Rahmen der reeducation-Politik Bestimmungen zur demokratischen Umgestaltung des deutschen Bildungssystems. Von den zahlreichen, auch aus heutiger Sicht noch sehr bemerkenswerten Anweisungen, würden wir keineswegs immer sagen, dass sie auch tatsächlich umgesetzt worden sind.

Eine zweite Chance hatte das deutsche Bildungssystem in den 1970er Jahren. Nun wurde auf der Basis breiter wissenschaftlicher Expertise operiert. Fast sechzig umfangreiche Gutachten erstellte der Deutsche Bildungsrat in den Jahren zwischen 1965 und 1975, bis er im Parteienstreit jener Zeit ein jähes Ende fand. Die Reform wurde abgebrochen, nachdem Teile umgesetzt und insbesondere die Einführung einer breiten Mitbestimmung im Bildungssystem eingeführt worden waren, während die qualitative, am Stand der Wissenschaften leistungsorientiert vorgehende Schule auf sich warten ließ.

Die heutige Situation wird durch grundlegend veränderte Rahmenbedingungen charakterisiert, von denen ich im Folgenden nur die wichtigsten anführen möchte. Die Globalisierung hat zur räumlichen Öffnung aller Regionen geführt; dabei geht sie mit einer Neigung zur Handlungsbeschleunigung und zur normativen Beliebigkeit daher. Die Europäisierung zielt mit ihrem Vereinheitlichungsdruck auch auf Erziehung und Bildung und bewirkt berufliche Mobilitätserfordernisse sowie erhebliche Normierungswünsche in Bezug auf Abschlüsse und Zertifikate sowie in Bezug auf Leistungsstandards. Der demographische Wandel bringt eine fortschreitende Überalterung der Bevölkerung, höhere Arbeitslosigkeitsrisiken, die Notwendigkeit einer gelingenden Kommunikation zwischen den Generationen und einen Bedarf an erhöhter Zuwanderung mit sich. Die Technologieentwicklung in den Bio-, Informations-, Material-, Geo- und Energiewissenschaften muss der Verbesserung bzw. dem Erhalt der Lebensbedingungen für eine stetig wachsende Erdbevölkerung dienen. Die Arbeitswelt unterliegt immer stärkeren Veränderungen: durch beschleunigte Produktzyklen, eine Verschiebung in Richtung Dienstleistungswirtschaft (dritter Sektor) sowie einen erhöhten Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften.

Die Veränderungen der Arbeits- und Beschäftigungsformen gehen mit der zeitlichen und räumlichen Entkopplung der Arbeitnehmer von ihren Betrieben einher. Das hat zu einer wachsenden Anzahl Selbstbeschäftigter, einer längeren Lebensarbeitszeit, Diskontinuitäten in der Erwerbsbiographie, zur Notwendigkeit, mehr Eigenverantwortung für die Lernbiographie zu übernehmen, und zu wachsender projektbezogener Arbeitsorganisation geführt. Veränderungen in der Lebenswelt führen aufgrund der technischen Innovationen zu einer immer umfassenderen Erreichbarkeit und zur Verringerung des Abstandes zwischen Arbeitswelt und Privatleben, wodurch persönliche soziale Beziehungen eher erschwert werden.

Im Zentrum der Bewältigung nicht der kurzfristigen, sondern der mittel- und langfristigen Zukunft steht das Bildungssystem. Es ist der Schlüssel für die Neugestaltung unserer Gesellschaft und könnte, wenn es adäquat funktioniert, künftig viele Reparaturmaßnahmen überflüssig machen. Doch in seinem gegenwärtigen Zustand ist es dazu allerdings nur begrenzt in der Lage. Das hat mindestens sechs Gründe. (...)"

(Zitat von Seite 6)

Richard Münch: Unternehmen Universität


Helga Ostendorf: Institutionalisierte Sackgassen für Mädchen


Marius R. Busemeyer: Europäisierung der deutschen Berufsbildungspolitik


Ilona K. Schneider: Lernfenster Kindergarten


Wolfgang Gaiser · Winfried Krüger · Johann de Rijke: Demokratielernen durch Bildung und Partizipation

 

 

Hier ist das Heft: http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/31638/bildungspolitik

 

 

 

 
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