Politik
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Krawalle
Eigentlich müssten wir alle davor Angst haben: Krawalle als Antwort auf gesellschaftliche Ausgrenzung und Benachteiligung?
Fehlende oder gescheiterte Integration, Nichtwissen oder Ignoranz von Inklusion, weltmeisterlich funktionierende Selektion, Gleichberechtigung und Chancengerechtigkeit als unbewältigte gesellschaftliche Baustellen, zementierte Perspektivlosigkeit und gleichzeitige Heuchelei in Sonntagsreden sind genügend Zündstoff für explosionsartige Ausbrüche von Gewalt, wie wir sie in Frankreich, England und punktuell auch in Deutschland erlebt haben. Der zündende Funke muss dann nicht mehr groß sein, um Gewaltexplosionen zu erzeugen. „Gewalt erzeugt wieder (Gegen-)Gewalt“, ist eine Lebenswahrheit, die jedem bekannt ist. Prinzipiell ist jede Gewalt zu verurteilen und sollte kein Mittel der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sein. Also muss man sich doch fragen, welche Formen von Gewalt in den oben angedeuteten Problemen stecken und welche Formen von Gewalt sie erzeugen, um den Gewaltkreislauf vorbeugend zu durchbrechen. Dazu gehört natürlich auch die Bereitschaft, etwas als Gewalt zu bezeichnen, was unter dem Deckmantel verharmlosender, ablenkender oder leugnender Bezeichnungen daher kommt. Man braucht aber nicht viel Fantasie und Lebenserfahrung, um sich vielfältige Formen der Gewalt bei den oben angesprochenen Problemen vorstellen und benennen zu können.
Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung sind Gewalt. Vorschulische und schulische Ein- und Aussortierung sind Gewalt. Wenn sie auch noch unter dem Deckmantel der besonderen Fürsorge der "begabungsgerechten" Förderung geschehen, sind sie besonders hinterhältige und gefährliche Gewalt!
Es gibt viele Formen und sehr viele Ursachen privater und gesellschaftlicher Gewalt. Wir sind aber häufig nicht sensibel genug, Gewalt als solche zu erkennen und wagen es meist erst recht nicht, Gewalt dann offen zu benennen oder gegen sie anzugehen. Meist ist das mit der Gefahr persönlicher Nachteile verbunden und die notwendige Zivilcourage ist oft nicht vorhanden oder bringt scheinbar keine eigenen Vorteile. Krawalle sind dann ein immer häufiger auftretendes Ventil, um aufgestaute Frustrationen und Aggressionen loszuwerden. Dabei sind gesellschaftliche Auslöser wie in Birmingham, Paris oder Berlin zum Beispiel nötig oder aufbrechende Gewalt wird fast zur akzeptierten Routine, wie es bei Fußballspielen immer mehr der Fall ist. Selbst oder gerade so positive Veranstaltungen wie Fußballspiele pervertieren inzwischen regelmäßig zu Gewaltausbrüchen unterschiedlicher Dimensionen.
Haben wir uns daran gewöhnt? Betrachten wir es gar als tolerablen Aggressionsabbau, weil wir sonst Schlimmeres befürchten müssten?
In einem Kommentar zur Gewalt beim Fußball im Kölner Stadt-Anzeiger vom 15.5.2012 heißt es zu Recht:
Krawalle
Muss erst jemand sterben?
Von Frank Nägele
Die Ausschreitungen während des Relegationsspiels zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC zeigen, dass die Aggression in den Stadien keine Grenzen kennt. Es stellt sich die Frage: Müssen Menschen sterben, ehe wirklich etwas geschieht?
KÖLN - Es ist völlig unerheblich, ob die Flutung des Stadioninneren mit Menschenleibern während des Relegationsspiels in Düsseldorf aus Überschwang, Freude, Leichtfertigkeit oder Dummheit geschah. Für den Fußball als Ganzen spielt es auch keine Rolle, welche sportrechtliche Konsequenz dem Chaos folgt. Ob Düsseldorf, Hertha BSC Berlin, beide Klubs oder keiner von beiden in der Bundesliga spielt, ist ein Randaspekt, der allein für Düsseldorf und Hertha BSC Berlin wichtig ist. Für alle anderen geht es um die Frage: Müssen Menschen sterben, ehe wirklich etwas geschieht? Hat der Fußball das Recht, unter Hinweis auf seine spezielle Fan-Kultur, in der Aggression eine immer wichtigere Rolle spielt, kaum gestraft Grundrechte anderer Menschen außer Kraft zu setzen? Und schließlich: Ist es zu verantworten, Kinder nicht nur ins Stadion mitzunehmen, sondern während des Spiels in den Mob auf das Spielfeld zu zerren, wo alles hätte passieren können?“ Zitat aus: http://www.ksta.de/html/artikel/1337069327220.shtml
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