Alle wollen lernen

Jeder ist einzigartig! Jedes Gehirn ist einmalig! Alle sind anders! Deshalb ist klar, dass alle anders lernen!

„Kinder sind unsere Zukunft! Bildung ist Zukunft!" Das sind oft leere Sprüche und gezielt eingesetzte Worthülsen, die ablenken von Machtinteressen oder politischen Entscheidungsproblemen, die in Wirklichkeit andere Prioritäten setzen. Kinder und Bildung werden angeblich gefördert. Tatsache ist aber, dass ...

wir in Deutschland eine der niedrigsten Geburtenraten auf der Welt haben und dass unser Bildungssystem weltweit mit am schlechtesten unterschiedliche Lernbenachteiligungen ausgleicht oder unterschiedliche Begabungen fördert. Wie sonst kaum in der Welt, haben wir viele verschiedene Schulformen, in die wir die Kinder mit 10 Jahren oder auch früher aufteilen, bei Eltern und Kindern Zukunftsängste und Ohnmachts- bzw. Unfähigkeitsgefühle erzeugen und dabei nicht wirklich, wie behauptet, begabungsgerecht fördern, sondern im Gleichschritt unterrichten, belehren, prüfen und gleichzeitig die Vielfalt in jeder Schulklasse ignorieren, die wir angeblich durch die verschiedenen Schulformen achten und fördern.stern
(siehe Film von Prof. Dr. Elsbeth Stern: "Aussortieren ist falsch")

Es herrscht ein Verwaltungsgeist, der Menschen dem System anpasst, einteilt und vor allem nach Schwächen be- und verurteilt statt eines Befähigungsgeistes, der Chancengerechtigkeit praktiziert, indem alle ihre Stärken stärken und so lernen dürfen, wie es ihrer Entwicklung, ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht.
huether(siehe Film von Prof. Hüther  "Schulen der Zukunft")

Wie schaffen wir es, dass alle so lernen dürfen, wie sie es wollen und können? Wir brauchen ein anderes Schul- und Bildungssystem in Deutschland, in dem es nicht auf die Namen der Schulen oder Einrichtungen ankommt, sondern auf Strukturen, Organisationsformen und Menschen, die das Lernen so ermöglichen, wie es jeder Einzelne will und kann. Wenn wir das geschafft haben, haben wir ein inklusives Bildungssystem und nähern uns einer inklusiven Gesellschaft, in der alle Menschen, egal, ob behindert, durchschnittlich oder hochbegabt, selbstbestimmte Teilhabe leben können, mit allen zu erwartenden positiven Folgen.
inklinte (siehe: "Gegenwart braucht Veränderung",  "PISA & Co", "Integration" und "statt Integration")

Es gibt viele Probleme, Bedenken, Ängste und egoistische Interessen, die einer kinder- und bildungsfreundlichen Gesellschaft im Wege stehen. Es gibt aber auch jetzt schon viele Aktivitäten und erfolgreiche Versuche, den Aufbruch hin zu Bedingungen einzuleiten, die dem berechtigten Bedürfnis aller nach selbstbestimmter individueller Lern- und Entwicklungsmöglichkeit gerecht werden. Der Durchbruch ist jedoch noch nicht geschafft.

Was uns anscheinend für einen öffentlichen breiten Konsens im Sinne eines grundlegenden Umdenkens und neuen Handelns fehlt, ist eine vergleichbare spektakuläre Katastrophe, wie sie in Fukujima geschehen ist und für das Umdenken bei der Kernenergie und das Wählerverhalten bei einigen folgenden Wahlen gesorgt hat. Tatsächlich aber geschieht diese menschliche und gesellschaftliche Katastrophe auch im Bildungssystem heute tagtäglich, seit vielen Jahrzehnten und wird, wenn nichts Grundlegendes geschieht, in den kommenden Jahrzehnten weiter geschehen: Millionen von Kinder werden systematisch in ihrer Entwicklung behindert und beschädigt, Millionen von Erwachsenen sind in der Folge nicht auf dem bestmöglichen Stand oder müssen sogar von der Gesellschaft am Leben gehalten werden. Das bedeutet millionenfaches Leid und millionenfacher Schaden für unsere Gesellschaft.

Welche Werte, welches Menschenbild sind verantwortlich für diese verdrängte Katastrophe? Nächstenliebe, Toleranz und Achtung gegenüber Vielfalt oder ein Gerechtigkeitsempfinden für gleiche Rechte auf Lebenschancen, wie sie von uns und unseren Entscheidungsträgern ständig angeblich als Grundlage aller Entscheidungen angegeben werden, sind es sicher nicht! Dass alle Menschen lernen wollen und können, wird von vielen bezweifelt oder gar verneint, und darunter sind nicht wenige Lehrer, Eltern oder sogar Schüler. Dabei kann das Gehirn gar nicht anders, es lernt ständig, es ist nur die Frage: wie und was? Lernt es nachhaltig das, was es braucht, was es will, was es kann? Oder lernt es oberflächlich, beschränkt und kurzfristig, was es soll und was es muss?
Prof. Wahl (siehe auch: Impulsreferat "Prof. Wahl", "Veränderungen?" und "kein Gleichschritt" )

Wenn Erwachsene und ältere Schüler an Schule und Lernen denken, haben sie das über 200 Jahre alte weitgehend autoritäre, einteilende System vor Augen, das schon immer so war und von keinem, erst recht nicht von ihnen, zu verändern ist. Sie haben es so erlebt, erleben es noch und es hat sich so in ihrem Gehirn festgesetzt. Lernen ist eben Erfahrung.
Pestalozzi (siehe Schulgeschichte: "Geschichte", "Wie war Schule?", "gesellschaftliche Werte" und "ins 21. Jahrhundert?" )

Fragt man kleine Kinder im Kindergartenalter oder, wenn man Glück hat, noch zu Beginn ihrer Schulzeit, nach der Schule, ihren Erwartungen und Gefühlen, dann berichten sie von ihrer Vorfreude auf das Lernen, das Erleben und ihre Entwicklung in einer angenehmen Gruppe und Umgebung. Wir wissen leider, dass das nicht so bleibt, dass zu viele Kinder beim Lernen behindert werden und physisch und psychisch krank werden, dass sich täglich Dramen zum Thema Schule in den Familien abspielen und dass auch viele Lehrer leiden und vorzeitig den Beruf aufgeben müssen. Die Folgen schlechten und behinderten Lernens sind außerdem, dass die Wirtschaft zunehmend unter nicht oder schlecht ausbildungsfähigen Bewerbern und dem wachsenden Fachkräftemangel leidet, dass Kinder- und Altersarmut immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft bedrohen.

Diese täglichen Katastrophen mit ihren ungeheuren Folgen müssten doch wohl genug Antrieb sein, endlich konsequent und nicht halbherzig und zögerlich sich für ein grundlegendes Umdenken und neues Handeln einzusetzen. Wir sind alle von den Folgen betroffen, es gibt keinen, der sich ihnen entziehen kann. Wenn die demografische Entwicklung, also die altersbezogene Entwicklung in unserer Gesellschaft, die dafür sorgt, dass immer mehr alte Menschen von immer weniger jungen Menschen versorgt werden müssen, nicht zu unser aller Nachteil sein soll, müssen wir ab sofort jedes Kind bestmöglich unterstützen und sich frei und selbstbestimmt entwickeln lassen. Wenn wir Werte wie zum Beispiel Nächstenliebe, Toleranz, Achtung des Einzelnen, der Vielfalt und Würde der Menschen und nachhaltige Gerechtigkeit für alle wirklich ernst meinen und umsetzen wollen, bleibt, ähnlich wie bei der Kernenergie, kein anderer Weg als ein schnelles gemeinsames grundlegendes Umdenken und das daraus folgende Handeln.
( siehe: "Wie funktioniert ... Lernen?" und "Vielfaltschule"  )

Alle Kinder brauchen ein Umfeld mit liebevoller Geborgenheit und das Gefühl, dazu zu gehören, die Sicherheit, eigene Stärken selbstbestimmt entwickeln zu können und dabei nicht fehlerorientiert beschämt oder durch Ängste behindert, sondern von Vorbildern begleitet und motiviert statt belehrt zu werden, um selbstbewusste, erfolgreiche und glückliche, aber auch ebenso soziale und demokratische Menschen zu werden.

awol30

 

Packen wir es an! Denn:

Alle wollen lernen – alle haben das Recht auf individuelles Lernen!