Wertschätzende Schulentwicklung

Vierter Zugang: Wertschätzende Schulentwicklung

 

Die Idee der inklusiven Schule beruht auf einem positiven Menschenbild der Humanistischen Psychologie (Quitmann 1996), das die Vielfalt der unterschiedlichen Begabungen anerkennt. Das Bedürfnis nach Entfaltung der individuellen Einzigartigkeit und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit zur Gemeinschaft werden in dieser Perspektive miteinander verknüpft. Unser Verfahren der Wertschätzenden Schulentwicklung ermöglicht die Erfahrung dieser Dimensionen.

Als Startpunkt zur Entwicklung einer inklusiven bzw. „wertschätzenden Schule“ hat sich das von uns entwickelte Verfahren der „Wertschätzenden Schulentwicklung“ (Burow 2009) erwiesen, das im Rahmen eines pädagogischen Tages mit allen an Schule beteiligten Personen (Lehrer, Eltern, Schüler, andere Dienstkräfte etc) durchgeführt werden kann. Dieses auf den ersten Blick simple Verfahren, bewirkt oft einen erstaunlichen Entwicklungsschub:

Zu Beginn werden die Teilnehmer/innen aufgefordert, sich an eine Situation zu erinnern, in der Schule so war, wie sie es sich wünschen: Eine Unterrichtssituation, eine Begegnung mit einem Schüler oder Kollegen, ein gelungenes Projekt. Auf einem in drei Kästchen unterteilten Din-A4-Blatt trägt jeder zunächst individuell sein „Erfolgserlebnis“ ab: Im linken Kästchen wird mit farbigen Jaxon-Ölkreiden ein Symbol eingezeichnet, das den emotionalen Kern der jeweiligen Situation anschaulich ausdrückt; daneben wird ein Wort oder ein Satz eingetragen, das/der die Situation sprachlich auf den Punkt bringt; darunter werden in wenigen Stichpunkten die Kernelemente der Situation skizziert. Sodann zeigen die Teilnehmer/innen auf dem „Marktplatz“ ihre Symbole und Geschichten.

Es bilden sich – je nach Teilnehmerzahl – Fünfer- bis Achtergruppen, die sich über ihre Erfolgsgeschichten austauschen, eine Geschichte fürs Plenum auswählen und auf Karten drei Kernprinzipien notieren, die „gute Schule“ charakterisieren. Was kommt bei diesem Verfahren heraus, das wir in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Schulen durchgeführt haben?

Innerhalb von nur zwei Stunden erhalten wir bis zu 200 Geschichten gelingender Schule bzw. gelingenden Unterrichts. Diese mit einem Symbol und einer aussagekräftigen Überschrift versehenen Geschichten werden anschließend ausgestellt. Aus jeder Gruppe wird eine exemplarische Erfolgsgeschichte im Plenum vorgetragen, so dass wir acht bis 12 „best practices“ vorgestellt bekommen. Die von den Gruppen herausgearbeiteten „Erfolgsprinzipien“ werden geclustert und führen zu der überraschenden Erkenntnis, dass es einen „gemeinsamen Grund“ gibt, d.h. einige wenige Prinzipien, die alle teilen und deren Beachtung den Weg weist, um eine begabungsförderliche Schule zu schaffen. Mehr noch: Die Kollegen/innen, erkennen, dass sie bereits im Hier-und-Jetzt ausgezeichnete Arbeit leisten und dass sie nicht nur über ein gemeinsames Grundverständnis, sondern auch über bewährte, umsetzbare Ansätze verfügen.

Die entscheidende Entwicklungsaufgabe besteht nun darin, wie man einen dauerhaften Austausch solcher „Best Practices“ organisieren und wie man mehr von diesen gelingenden Situationen im Schulalltag verankern kann.